Kroatiens EU-Beitritt soll Menschenrechte stärken
Heute tritt Kroatien nach 10jährigen Verhandlungen der EU bei. In Österreich leben ca 70000 KroatInnen. Wir Grüne begrüßen Kroatien als 28. Mitglied der EU, sehen wir doch trotz Fehlern der Vergangenheit die EU-Erweiterung als Instrument für Friede und Stabilität in Europa.
Für künftige Erweiterungen (insbesondere den „Westbalkan“) bracht es aber dringend soziale Reformen der EU und eine Verschiebung der Prioritäten bei den Beitrittsverhandlungen: Während die Bundesregierung am EU-Beitritt Kroatiens in erster Linie die wirtschaftlichen Vorteile des Beitritts und die Reisefreiheit für ÖsterreicherInnen anpreist, stehen für uns Grüne die Menschenrechtslage in Kroatien, der Umgang mit Angehörigen der Roma und die Gleichstellung von Lesben, Schwulen und Transgender im Vordergrund.
Wiederholte Vorfälle der letzten Jahre (Todesdrohungen an Gay-Pride-DemonstrationsteilnehmerInnen, diskriminierende Schulbücher, Nichtaufarbeitung der Kriegsverbrechen an kroatischen Serben) sowie kritische Berichte von Amnesty International haben aufgezeigt, dass Diskriminierungen immer noch an der Tagesordnung sind – wir übrigens auch in anderen EU-Mitgliedsländern wir Ungarn, Bulgarien und Rumänien. Hier braucht es wesentlich mehr Druck von EU-PolitikerInnen, diese endlich nachhaltig zu beseitigen.
Für uns Grüne ist die Erweiterung jedenfalls nur dann ein Erfolg, wenn sich die Lebenssituation der Menschen in Kroatien spürbar verbessert. 22 % Arbeitslosigkeit (eine der höchsten der EU, darunter 50 % Jugendarbeitslosigkeit), steigende Armut vor allem von Frauen und niedrige Löhne sind – ebenfalls wie in anderen EU-Mitgliedsländern auch – die traurige Kehrseite des von der EU praktizierten neoliberalen Wirtschaftssystems.
Kein Wunder, dass Kroatiens EU-Beitritt sowohl von den KroatInnen selbst als auch den EU-27 nicht euphorisch gesehen wird. Dass eines der wenigen substantiellen Grundrechte von EU-BürgerInnen im Rahmen der vielgepriesenen „Unionsbürgerschaft“, nämlich die Freizügigkeit am Arbeitsmarkt, für kroatische ArbeitnehmerInnen erst nach Ende langer Übergangsfristen in Kraft treten wird, zeigt, dass auch bei dieser Erweiterungsrunde der Abbau von Handelshemmnissen für die Wirtschaft Priorität hatte (wie übrigens auch der Ausverkauf kroatischer Immobilien) vor sozialen Rechten für die Bevölkerung.
Hier braucht es für künftige Erweiterungsrunden dringend eine Verschiebung der Prioritäten bei den Beitrittsverhandlungen – damit EU-Beitritte nicht nur eine Erfolgsgeschichte für die Wirtschaft sondern für die Menschen(rechte) werden.